Yüksel seit 1991 in Dortmund

„…Yüksel Bagci aus Anatolien, aus Yozgat, einem kleinen Dorf. Mit sieben Jahren stand er schon am Backofen, lernte vom Vater Mehmet, wie man köstliche Baklava macht. Anatolische Backwaren-Spezialitäten aus Blätterteig. Spritz-und Feingebäck, süß und lecker. Vor 30 Jahren dann kam Yüksel Bagci, der Bäcker, der nie eine Schule besucht hat, nach Deutschland. Arbeitete erst zwei Jahre in einer Marmeladenfabrik in Paderborn und schaute sich um.

Köln, Hamburg, Frankfurt, nicht gut. Dortmund gefiel ihm besser. Dortmund war sauber, Dortmunder waren freundlich. Yüksel blieb, bis heute, und hat es nicht bereut. Schwitzte bei Hoesch in der Stahlgießerei und nach Feierabend am Backofen. Ein Bäcker, der immer Bäcker sein wollte. Ein Geschäftsmann dazu. Immer emsig, immer früh auf. Vor zwölf Jahren eröffnete er in der Nord-stadt an der Mallinckrodtstraße seinen Yüksel Grill. Natürlich mit seinen Back-lava, natürlich handgemacht, natürlich immer frisch. Aber auch mit Döner, mit anatolischer Bohnensuppe und Blätterteig mit Hackfleisch. Vorne die Theke und der Verkauf, hinten sechs, sieben Tische. Und ein großes Foto: Sein Backofen in Yozgat. Heimweh? Natürlich, sagt der 59-Jährige und schaut lange auf das Foto. Mutter und Vater sind zwar tot, aber Verwandte leben noch dort. Einmal im Jahr fährt er hin, mehr Zeit bleibt nicht. Zeit, nein Zeit hat er nicht. Nicht für Borussia, nicht für einen Bummel durch die Innenstadt, nicht fürs Theater.

Das Geschäft muss laufen, von morgens um Sechs bis nachts um Eins. Hinter der Theke stehen o auch seine Jungs Bestani (30), Mehmet Mustafa (27) und Yildrim Bayazit (20). Manchmal auch noch Ferdaniye, Yüksels Frau, mit der er in der Wohnung über seinem Grill lebt. Seine Kunden: Deutsche, Türken, ,,alle Nationen“, sagt er und schreibt auf einen Zettel, was seine Söhne heute kaufen müssen. Yüksel Bagci, der so gut backen kann, hat sich alles selbst beigebracht. Schreiben, lesen, rechnen, Buchführung. Und er hat neue Pläne. Das Eckhaus nebenan hat er schon gekauft, die Zwischenwände kommen weg, und der Grill wächst zum Restaurant. Einmal, da hat ihn Vater Mehmet besucht. War begeistert von der Stadt, den fleißigen Menschen, den schnellen Autobahnen, den sauberen Geschäften. Und natürlich von der Leistung seines Sohnes. Yüksel Bagci. Ein Dortmunder Türke, ein türkischer Dortmunder, der seine neue Heimat liebt. Weil die Dortmunder so ehrlich und offen sind. Auch, weil er hier Erfolg hat. Und natürlich, weil er hier backen kann. Anatolische Baklava, süß und lecker.…“

Hermann Beckfeld über Yüksel Bagci

(Dortmunder Stadtbuch 2002)